Alttechnik Schlaubetal
  Pressebericht
 

Vom Harz nach Müllrose getuckert

Müllrose (MOZ) Der noch junge Verein Alt-Technik Schlaubetal hatte am Sonnabend zu seinem 5. Treff eingeladen. Und bei herrlichem Sonnenschein schien halb Müllrose auf den Beinen zu sein. Geschätzte 2000 Besucher kamen in den Kirchsteig 6, um die alten Stücke von 240 Ausstellern aus nah und fern zu bestaunen.

Technik, die begeistert: Ein echter Hingucker war der Deutz 4-Takt-Stationärmotor aus dem Jahr 1933. Die Veranstaltung fand auf einem Firmengelände in der Nähe des Müllroser Bahnhofs statt.

Alles, was Kraft hat, was Krach und Dampf macht, war auf dem weiträumigen Firmengelände von Lkw-Krüger nahe des Bahnhofs zu bestaunen. Ein Fest nicht nur für Bastler und Schrauber, ein Fest für die ganze Familie - umgeben von dröhnenden Motoren und kreischenden Sägen. Benzin- und Dieselgeruch lag in der Luft. Daneben Fachsimpeln oder auch Feilschen am Teilemarkt und an der Trödelbörse. "Ruhezonen" dagegen am Eiswagen, an der Gulaschkanone, am Bier- und Kuchenstand und am Brotbackofen.

Als Hauptattraktion war die Deutz-Traktoren-Sonderschau von anno dunnemals zu sehen und zu hören. Dazu Standmotoren, alte Landtechnik, Drechseln wie im Mittelalter, Getreide-Schroten, Schmieden mit Amboss und Hammer. Da erwachte bei manchem das Kind im Manne. Die weiteste Anreise hatte diesmal Fritz Becker. Der 69-Jährige kam mit seinem blauen Deutz F 2M 417, Baujahr 1942, extra aus Gernrode mit einem Schnitt von 25 Stundenkilometern angetuckert. Zwei Tage brauchte der gute Mann für die 303 km vom Harz ins Schlaubetal, um sonnabends um 9 Uhr pünktlich auf dem Hof von Lkw-Krüger zu stehen. "Ich hatte hinten einen alten Wohnwagen dran und konnte so überall einen Boxenstopp einlegen", wollte er nichts von Strapazen wissen.

Der Rentner kam erstmals und unangemeldet, wollte den Vereinsvorsitzenden Torsten Krüger überraschen - das gelang. "Hier ist ja toll was los", staunte Becker im Gewimmel und traf alte Bekannte wieder: aus Tauche, Eisenhüttenstadt, Friedrichsaue, Rehfelde und Bollersdorf. Torsten Krüger (52) ist auch "ein Schrauber aus Leidenschaft"; er widmet sich allen möglichen Marken und Typen. "Natürlich ist viel Arbeit auch mit viel Spaß verbunden", weiß er. "Aber mit den traditionellen Treffs von Gleichgesinnten wollen wir ja mehr erreichen: alte Technik als Kulturgut für kommende Generationen erhalten und pflegen sowie Heimatfeste mitgestalten."

Auch Infrastruktur- und Landwirtschaftsminister Jörg Vogelsänger zog es zu der Schau. "Müllrose kann stolz sein auf den Verein und dessen Liebe zum Detail alter Technik", lobte der studierte Maschinenbau-Ingenieur. "Das ist auch ein Bekenntnis zur Natur, zur alten und modernen Landwirtschaft." Bürgermeister Detlef Meine strahlte mit der Sonne um die Wette: "Das ist immer ein Highlight für Müllrose und Umgebung, beste Werbung für die Stadt."

Eine Schälmaschine für Rundholz - exakt eine MB A, Baujahr 1941 -  bediente Dirk Kerger. Da flogen nur so die Borkenspäne. Der 46-jährige Pillgramer hatte auch seinen Sohn Paulus Hoffmann (13) dabei. Der erklärte interessierten Besuchern den 1927 gebauten Trecker "Fordson". "Das ist der erste Serien-Traktor aus Michigan, und der läuft beim Pflügen heute noch", erläuterte er stolz.

Daneben Rainer Dietrich. Der Schriftführer des Müllroser Alt-Technik-Vereins hatte diesmal nicht nur seine beiden alten Traktoren zur Schau gestellt. An einer 80 Jahre alten Steinschrotmühle - angetrieben vom Deutz-Motor über einen Transmissionsriemen - demonstrierte der Finkenheerder das Schroten von Getreide, also das Zerkleinern und Mischen verschiedener Sorten beispielsweise für die Hühnerfütterung. Die Reihen der guten Stücke wollten kein Ende nehmen. Da stand neben "Trabant" und "Wartbug" ein schwarzer, chromblitzender Chrysler 70, Modell G, Sechs-Zylinder-Motor, Reserverad hinten, helles Leder innen, Winker statt Blinker an beiden Seiten, Räder-Holzspeichen vorn und hinten - ein Traum von Automobil.

Überschattet wurde die Veranstaltung durch die traurige Nachricht des Todes von Wolfgang Krüger. Der 78-Jährige war am Sonnabend überraschend verstorben. Wolfgang Krüger wollte auch an dem Techniktreffen teilnehmen, er war der Vater des Vereinsvorsitzenden und aktives Mitglied.

 

Quelle: Märkische Oderzeitung